F E A T U R E

Paul Preuss Preis 2021 an französische Spitzenkletterin CATHERINE DESTIVELLE

 

Die neunte Trägerin des Paul-Preuss-Preises heißt Catherine Destivelle. Die französische Spitzenkletterin nahm am Samstag, den 18. September 2021, im MESSNER MOUNTAIN MUSEUM Firmian auf Schloss Sigmundskron bei Bozen aus der Hand von Georg Bachler, dem Obmann der Internationalen Paul-Preuss-Gesellschaft (IPPG), den Preis entgegen.

Stahlskulptur des Siegsdorfer Künstlers Walter Angerer der Jüngere und Urkunde. Damit würdigt die IPPG die Lebensleistung von Destivelle, die damit als erste Frau diesen Preis entgegennehmen konnte.

 

Catherine Destivelle mit IPPG Obmann Joe Bachler

Paul Preuss Preis 2021


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In seiner Laudatio würdigte Alexander Huber (Berchtesgaden) die alpinistischen Leistungen der 1960 in Oran (Algerien) geborenen Französin, die an den Felsen in Fontainebleau ihre alpine Karriere begonnen habe. An den Felsen in Arco am Gardasee feierte sie ihren Durchbruch als alpine Spitzenkletterin; doch im Jahr 1990 sei sie ihrer Passion gefolgt, habe das Wettkampfklettern beendet und nun in den Bergen der Welt ihre Herausforderungen gesucht. Catherine Destivelle sei immer neugierig gewesen und deshalb in ihren alpinen Unternehmungen „breit aufgestellt“ gewesen. Alex Huber, selbst ein internationaler Spitzenkletterer und Paul-Preuss-Preisträger 2017, erwähnte ihre herausragendsten Leistungen, so die zweite freie Begehung der Slowenenroute am Nameless Tower in Pakistan, die Solobegehung des Bonatti-Pfeilers an der Aiguille du Dru (beide 1990), die Eröffnung der „Destivelle Route“ an der Westwand des Petit Dru (1991), Wintersolodurchsteigungen der Eiger-Nordwand, der Grandes-Jorasses-Nordwand und der Matterhorn-Nordwand auf der Bonatti-Route (1992 und 1993). 

 

Laudatio von Alexander Huber

Zahlreiche Spitzenalpinisten der Gegenwart und Vergangenheit – wie Peter Habeler, Ralf Dujmovits, Thomas und Alexander Huber, der letztjährige Preisträger Heinz Mariacher, Oswald Oelz, Sigi Hupfauer, Dani Arnold und viele andere – waren der Einladung der Internationalen Paul-Preuss-Gesellschaft gefolgt und ins Messner Mountain Museum (MMM) Firmian nach Sigmundskron bei Bozen gekommen sorgten so wie schon 2020 für das wohl größte Treffen alpiner Spitzenleute im Alpenraum. Hausherr Reinhold Messner (erster Preisträger 2013) freute sich über die Ehrung für Destivelle, die die „Machos“ der Szene in den Schatten gestellt habe. Sie handle ganz im Sinne von Paul Preuss, dem Begründer des Freikletterns, und verglich die eigene Zeit als Bergsteiger mit jener von heute: „Die Wildnis, in denen wir unsere Erfahrungen gemacht haben, wird zurückgedrängt.“ Der Paul-Preuss-Preis solle helfen, „dass das Bergsteigen dieser Art nicht untergehen darf“.

Viel Lob für Catherine Destivelle und ein freudvoller, engagierter Diskurs.

Stellvertretend für viele: PROFIL Chefredaktuer Christian Rainer, Peter Habeler und Reinhold Messner.

Die Wildnis, in denen wir unsere Erfahrungen gemacht haben,
wird zurückgedrängt.“ Der Paul-Preuss-Preis solle helfen,
„dass das Bergsteigen dieser Art nicht untergehen darf.


Reinhold Messner

Von Herzen wurde Reinhold Messner für seine Gastfreundschaft und Unterstützung gedankt.

Georg „Joe“ Bachler, der Obmann der IPPG freute sich über die zahlreichen alpinen Spitzenleute und Legenden, die Destivelle ihre Aufwartung gemacht hatten. Bei diesem Treffen gehe es nicht um Normen, sondern um das Beisammensein und das „Miteinander Reden“.  Die Internationale Paul-Preuss-Gesellschaft sei ein unabhängiger Verein, nur Paul Preuss verpflichtet und trage dessen Vermächtnis weiter. Catherine Destivelle, die im Vorjahr den Piolet d’Or erhalten hatte, freute sich sichtlich und gab sich überwältigt von dieser Auszeichnung und der hohen Anteilnahme an der Ehrung durch die anwesenden alpinen Spitzenleute.

Die IPPG übernehme aber auch, so Bachler, Verantwortung für die jüngere Generation, sie habe deshalb beschlossen, erstmals einen mit einem namhaften, vom Magazin „Bergwelten“ ausgestatteten Geldbetrag ausgestatteten Förderpreis zu vergeben, der auf Empfehlung des Vorjahres-Preisträgers Heinz Mariacher dem 33-jährigen Steirer Freikletterer und Slackliner Mich Kemeter überreicht wurde. Er ist ein absoluter Spitzenkletterer, der aber selbst bescheiden und in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist. Er hat auch das Licht der Öffentlichkeit etwas gescheut und "macht sein Ding“, unbeeinflusst vom "Kletterer-Mainstream" lieber für sich.

MICH KEMETER – Empfänger des Paul Preuss Förderpreises 2021.

Im Biergarten des Restaurants und später beim Büffet im Saal von Schloss Sigmundskron war die herzliche Atmosphäre zu spüren, die beim Wiedersehen der alpinen „Legenden“ und dem Treffen mit den Jüngeren zu spüren war. Dieses war auch eine Würdigung der Leistungen von Paul Preuss, über den Messner sagte: „Es gibt keinen besseren Philosophen der Berge als Paul Preuss.“

H./19.09.2021